Motivation Sport

von 100 auf 0: Schlüsselbeinbruch – Was jetzt?

Ein perfekter Tag für eine Radausfahrt

Eigentlich sollte es ein super Start ins Wochenende werden. Ich wusste zwar, dass ich Samstag und Sonntag arbeiten muss, aber für Freitag war die Arbeit erledigt. Das Wetter war perfekt. Am Trainingsplan stand eigentlich eine Laufeinheit, aber ich wollte unbedingt nochmal aufs Bike, bevor es wirklich zu kalt wird.

Fünf Minuten nachdem ich in meiner Wohnung angekommen war, schlüpfte ich in mein Bikeoutfit, füllte die Trinkflaschen mit Wasser und trank noch schnell einen Espresso. Dass diese Radausfahrt frühzeitig mit einem Schlüsselbeinbruch ende würde, habe ich dabei noch nicht gewusst.

Achja: Bevor es wirklich losging, gab es für meine Follower auf Instagram noch folgendes Posting:

instagram canyon

Mein Sport und ich = Freiheit

Sport zu machen ist für mich nicht nur eine Selbstverständlichkeit, sondern ein Privileg. Ich darf und kann Sport machen. Seit dem Tod meiner Oma dieses Jahres und ihrer schweren Erkrankung im Jahr davor – die mich auch dazu bewegt hat, endlich mit dem Rauchen aufzuhören – schätze ich es jeden Tag.

Mir ist durchaus auch bewusst, dass es einige Leute gibt, die, als sie gehört haben, dass ich mir das Schlüsselbein gebrochen habe, blöd reagiert haben. Ich hab auch schon oft zu hören bekommen, dass ich ein Freak bin, weil ich so viel Sport mache etc. Egal. Aber das Radfahren und Sport im Allgemeinen bedeuten für mich Freiheit.

Auch wenn in der heutigen Zeit schon jede Radausfahrt, jede Laufeinheit und überhaupt jede Trainingseinheit aufgezeichnet werden, sind es dennoch genau diese Momente, in denen ich mich nicht beurteilt fühle bzw. nicht immer 100% geben muss. Ich darf sein wer und wie ich bin. Nur ich und mein Sport.

Sturz auf meiner Lieblingsstrecke

Geplant hatte ich, dass es so zirka 80-90 km werden. Dafür startete ich von Villach erstmal Richtung Spital an der Drau. Die Strecke bin ich heuer gefühlte 100 Mal schon gefahren. Nach meinen 1000 km im Juli und der wenigen Radausfahrten im August aber eben schon länger nicht mehr. Die erste Temposchwelle hab ich gesehen und konnte ganz normal ausweichen. Die zweite hab ich nicht mehr gesehen …

Gut, jetzt im Nachhinein frag ich mich wirklich, wie ich so blöd sein konnte und nicht mehr mit einer zweiten gerechnet habe. Hinterher ist man aber eben immer schlauer bzw. würde Dinge anders machen. Die zweite Temposchwelle war aber parallel zu einem Baum, wodurch sie im Schatten lag und naja, ich hab sie einfach nicht gesehen. Ich hab sie aber zu spüren bekommen. Mein Schlüsselbein, meine Schulter, mein linkes Knie und die Hand leider auch.

Ich hatte einen Schutzengel

Meine Omi war bei mir. Meine Halskette, die ich quasi von ihr nach ihrem Tod geerbt habe, trage ich beim Sport normalerweise nie. Außer wenn ich aufs Rad steige. Bei anderen Sportarten hab ich immer Angst, dass ich sie kaputt mache. Bei Radausfahrten gebe ich sie immer unter mein Trikot. Jede Radausfahrt beginne ich auch immer mit einem Kreuzzeichen nach oben in den Himmel. Oma hat nämlich immer gesagt: “Bua, pass auf mein Radlfoan, des is so gefährlich.”

Es kam also zum Sturz. Vorne links mit dem Körper über den Lenker mit voller Wucht auf die Schulter. Plötzlich lag ich abseits der Straße und das Rad 3-4 Meter hinter mir. Die Brille war ebenfalls weg. Den Helm hab ich mir selbst noch abgemacht. Ich hab versucht, mich so wenig wie möglich zu bewegen. Ich konnte aber auch gar nicht, weil ich starke Schmerzen in der Brust und der Schulter hatte.

Gesehen hat mein Sturz ein Mann, der hinter mir mit seiner Maschine fuhr. Er blieb stehen und rief auch gleich die Rettung. Ein Ehepaar – Sepp und Anita – das ebenfalls stehen geblieben war, gab mir eine Decke. Die beiden blieben bei mir bis die Rettung eintraf und waren so nett und brachten mein Bike zurück nach Villach, wo sie es einem Freund von mir übergaben.

Wie geht es dem Fahrrad und meiner Brille?

Das war die erste Frage an meine Helfer. Die Antwort war zum Glück positiv. Dem Rad ist wirklich nichts passiert, nur ein paar Abschürfungen beim Lenkerband und die linke Bremse steht etwas nach Innen. Das ist aber sehr leicht zu reparieren. Brille hatte ich meine teure Oakley Radar Pace auf, die ich zwar netterweise von Oakley geschenkt bekommen habe, aber echt schweineteuer ist. So blöd es für viele auch klingen mag, ich war echt froh, dass es meinem Equipment gut geht.

Der erste Anruf, als ich im Krankenwagen lag, galt nicht meiner Mutter, sondern meinem Chef. Das zweite woran ich nämlich dachte, war, dass ich Samstag und Sonntag arbeiten muss. Ich fühlte mich noch schlechter. Ich mag es schon nicht, wenn ich Fieber oder Schnupfen habe, zuhause bleiben muss und schlimmstenfalls Kollegen auch noch meine Arbeit machen müssen.

Diagnose Schlüsselbeinbruch

Dass es sich bei der Verletzung nicht um eine einfache Prellung handeln kann, war mir eigentlich schon klar. Verdacht war eben Schlüsselbeinbruch. Der Sanitäter im Rettungswagen war glaube ich auch schon etwas genervt von mir, weil ich nur Fragen stellt. Muss ich operiert werden? Wie lange kann ich keinen Sport mehr machen? Wann kann ich frühestens wieder damit anfangen? Muss ich Krankenstand gehen? Und so weiter und sofort.

Im Krankenhaus wurde ich in einen Rollstuhl gesetzt, zum Röntgen gebracht und es wurde nachgesehen, was bei dem Sturz körperlich alles kaputt gegangen ist. Zum Glück war es „nur“ ein Schlüsselbeinbruch und nicht wie befürchtet auch noch eine Schulterfraktur. Ich muss auch nicht operiert werden. Bzw. weiß ich es noch nicht so genau. Zur Kontrolle muss ich nämlich erst diesen Donnerstag ( 28.09.2017). Jetzt hab ich bis dahin so einen komischen Brustgurt, der das Schlüsselbein nach unten drückt bzw. wieder in die richtige Position bringt, sodass der Kochen heilen kann. Keine Ahnung. So genau weiß ich es auch nicht. Was ich weiß: Es tut höllisch weh!

5 Wochen kein Sport

Dem Arzt sagte ich im Untersuchungsraum, dass ich vorhabe, in 2 Wochen beim Graz Marathon teilzunehmen, dass am Montag mein Schwimmtraining beginnt und ich auch in Ljubljana laufen möchte. Ein kurzes lautes Lachen als Reaktion von ihm reichte und ich wusste, was Sache war.

Nachdem ich die Diagnose und ein Rezept für Schmerztabletten bekommen hatte, konnte ich mich entscheiden, ob ich eine Nacht im Krankenhaus bleiben möchte, oder ob ich nach Hause gehe. Ich entschied mich für Option zwei. Ich wollte einfach nicht im Krankenhaus bleiben.

Da mir vor der Untersuchung mein Trikot ausgezogen wurde und ich daher also oberkörperfrei unterwegs war, wartete ich auf einen Freund, der mir Schuhe und Jacke und mich nach Hause brachte.

Mir kamen die Tränen

Eigentlich bin ich ein sehr positiv denkender Mensch. In einem kurzen Moment – ok, es waren schon ein paar Minuten -, als ich dann nach der Diagnose im Krankenhaus saß, hatte ich Tränen in den Augen und konnte sie auch nicht mehr zurückhalten. Schon klar. An dieser Stelle verdrehen wahrscheinlich wieder ein paar ihre Augen, aber für mich brach wirklich eine kleine Welt zusammen. 5 Wochen kein Sport? Was soll ich denn sonst machen?

Und jetzt?

Jetzt mach ich mal Pause. Erstens hab ich eh keine andere Option, da ich mich derzeit noch nicht schmerzfrei bewegen kann und zweitens ist eine optimale Heilung zwingend. Ich hab nämlich überhaupt keine Lust den Bruch in Zukunft bei jeder Trainingseinheit zu spüren. Sport ist mir zwar extrem wichtig, um aber wirklich gesund zu sein und zu bleiben, muss man wissen, dass es in diesem Fall besser ist, wenn ich erstmal keinen Sport mache.

Das schreiben dieses Posts hat mich zwar fast den ganzen Vormittag gekostet, ich werde aber auch jetzt versuchen, euch spannende Posts zu liefern! Zum Schluss möchte ich euch noch folgenden Spruch als Gedanken mitgeben

Zitate Unfall

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2 Comments

  • Reply
    Kathi
    24. September 2017 at 20:22

    Kopf hoch!

  • Reply
    Maria
    25. September 2017 at 21:07

    Das tut mir so leid!

  • Leave a Reply

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